Uff was für ein Banger! Zwei Faktoren sollten bei Whisky-Genießern für Begeisterung sorgen: Erstens haben wir hier einen unabhängig abgefüllten Mortlach… Zweitens handelt es sich um eine Vollreifung in einem Moscatel Pasas Fass. Jetzt höre ich euch fragen: „Lieber Zauberer, was ist denn Pasas??“ Kurz gesagt: „Pasas“ ist die höchste Qualitätsstufe von Moscatel. Quasi das Äquivalent vom französischen „Grand Cru“ für verschiedene Produkte in bestimmen Anbauregionen. Was ist der Trick an Moscatel Pasas? Es ist von den Aromen her einem hochwertigen PX Sherryfass nahe.
Nase: Steckt man die Nase ins Glas, fühlt es sich an als ob man sie durch eine Schicht aus dicker Marmelade durchdrücken muss. So dicht, schwer und intensiv ist die Fruchtigkeit! Wie der Name verrät haben wir ein absolutes Sammelsorium aus dunklen Früchten und Trauben: Feigen, Pflaumen, Rosinen, Datteln, Brombeeren, Erdbeeren. Eine Würze liegt in der Luft darüber, wie die stehende Luft auf dem Holzdachboden im Hochsommer. Muskatnuss, Zimt, Nelken… Die Einleitung hat nicht gelogen, man kann hier leicht auf ein Sherryfass schließen. Kämpft man sich durch all die schweren und dicken Aromen durch, findet man aber auch feine süße Nuancen, die dann doch Richtung Moscatel gehen: Traubenzucker, süßer Dessertwein. Eine unbestimmbare Kombination aus dieser hohen Süße und den schwereren Aromen windet sich durch die Nase und lädt Hobby-Detektive zum Aromenraten ein. Die 58,6% sind top eingebunden.
Gaumen: Mehr Moscatel, mehr süße helle Frucht. Ein kompletter 180 Grad Wandel von der Nase! Wahnsinnig intensiv, viel süßer als die Nase. Ein ganzer Obsthain an Früchten (mehr hell als dunkel) und Beeren prasselt auf die Zunge ein und es fällt mir ehrlich gesagt schwer, diese Sirup-Marmeladen-Kombination zu sezieren, wie als wenn viele verschiedene Früchte zu einer einzigen neuen Fruchtart komprimiert wurden, die um ein Vielfaches stärker ist. Die Feigen aus dem Titel kommen da nahe dran. Dazu ergibt sich ein feines, öliges, cremiges Mundgefühl. Man kann die Hochwertigkeit förmlich schmecken. Der Alkohol gibt Intensität, wirkt aber eher wie knapp unter 55% – hier bietet sich ein Vergleich mit der anderen März Abfüllung an, die 50% hat. Zwischen beiden Abfüllungen liegen 8%! Die Qualität des Alters, des Malts und des Fasses werden so bestätigt. Da wird selbst das Tasting Notes Glas schnell leer getrunken… 😉 Hauptaugenmerk liegt aber auf dem großen Unterschied zwischen Nase und Geschmack – faszinierend.
Abgang: Feine Dessertweinnoten, Trauben und Traubenkerne bestimmen den laaangen Abgang. Die deutliche Fruchtsüße dominiert auch hier weiterhin. Herausstechende bittere oder herbe Aromen findet man nicht. Von der Gefälligkeit könnte man den Abgang eher in die Richtung eines gereiften, guten braunen Rums schicken. Später etwas Nougatcreme auf Toastbrot. Alle Aromen kleben spätestens nach dem zweiten Schluck überall im Mundraum fest, so dass man nach dem Trinken noch lange davon zehren kann. Dieser Whisky könnte für einige Whisky-Fans eine Offenbarung sein, denn so etwas findet man bei klassischen schottischen Brennereiabfüllungen nicht!
Abfüller: | The Cask Wizard GmbH, Am Geisberg 4b, 63849 Leidersbach (DE) |
Brennerei: | Mortlach |
Flaschenanzahl: | n.a. |
Region: | Speyside |
Alter: | 13 Jahre |
Jahrgang: | 2010/2024 |
Fasstyp: | Moscatel Pasas Cask Matured |
Alkoholgehalt: | 58,6% |
Typ: | Single Malt Whisky |
Kühlfiltration: | Nein |
Farbstoff/Zuckerkulör: | Nein |
Wie es der Name vermuten lässt, steht für „The Cask Wizard“ Marco Mack die Qualität der zur Reifung bzw. Nachreifung von Spirituosen verwendeten Fässer an höchster Stelle. Nicht nur für Whisky, sondern auch für Rum und Cognac werden hochklassige, alte Fässer direkt von den Weingütern, Brennereien und Bodegas bezogen, wo die Vorbelegung über viele lange Jahre jedem einzelnen Fass eine Fülle an Aromen schenken durfte. Wenn diese dann nach Deutschland zum „The Cask Wizard“ kommen und dort mit sorgfältig ausgesuchten Spirituosen befüllt werden, können sich die Ergebnisse sehen und schmecken lassen: Den Genießern erwartet bei jeder Abfüllung ein intensives Geschmacksfeuerwerk und eine satte Färbung, was für die Qualität der verwendeten Fässer spricht.
Das Credo von Marco Mack lautet „Es muss der geilste Stoff sein, egal woher!“ Dementsprechend geht es hier nicht nur um Qualität statt Quantität, sondern auch um eine Abkehr vom Elitismus und der Diskriminierung von Spirituosen wie z.B. Whisk(e)y auf Grund deren Herkunftsländern. So kommen beim „The Cask Wizard“ nicht nur schottische, sondern auch irische und deutsche Whiskies ins Fass. Gerade der deutsche Whisky wächst und gedeiht prächtig, entwickelt sich stetig nach vorne und bietet eine Menge Potenzial für die Zukunft. Denn hierzulande hat man erkannt, dass man nicht den schottischen Whisky „nachmachen“ muss, um gut zu sein. Neben den verschiedenen Herkunftsländern werden sich beim „The Cask Wizard“ auch Whiskies aus unterschiedlichen Getreidesorten finden lassen. Schlussendlich ist es Marco’s große Mission, den Genießern zu zeigen, dass es keine Rolle spielt, wo die Spirituose herkommt und auf welche Weise sie hergestellt wurde, solange der Geschmack jedes Mal einfach nur umwerfend ist.
Figs & Raisin Tart 13 Jahre 58,6% Moscatel Pasas Matured 10/24 The Cask Wizard